Cicero und Sinatra.
Eigentlich hatte es nur ein Geburtstags-Konzert in Hamburg sein sollen. Roger Cicero singt Frank Sinatra Songs zu dessen 100sten Geburtstag. Viel Aufwand für ein Konzert. „Die Lieder waren mir natürlich vertraut“, sagt Roger Cicero, „Sinatra ist einer meiner Lieblingssänger“. Trotzdem ist der Wahlhamburger überrascht, welche Klasse die Sinatra Texte bisweilen offenbaren. Oberflächlich betrachtet wirken sie oft kitschig, aber beim zweiten Hören eröffnen sie eine ungeahnte Tiefe. Cicero singt Sinatra und schnell wird allen Beteiligten klar, hier ist mehr drin: Das Programm gehört auf die Bühne – und nicht nur auf die eine in Hamburg. Außerdem wird das Konzert gleich richtig mitgeschnitten und erscheint als Live CD/DVD.
Ungewöhnliche Reihenfolge
Normalerweise wird ein Livekonzert am Ende einer Tour mitgeschnitten. Dann, wenn Künstler und Band ihr Programm verinnerlicht haben und wenn Souveranität die anfängliche Unsicherheit abgelöst hat. Bei Cicero und seinem Sinatra-Programm ist es genau umgekehrt. Gleich der erste Auftritt wird mitgeschnitten. Cicero grinst: „Ungewöhnlich“ sei wohl das harmloseste Wort hierfür. „Normalerweise würde man immer erst ein paar Konzerte geben und irgendwann am Ende einer Tour das dann aufnehmen.“
Sinatra, eine Klasse für sich
Der 1915 in Hoboken, New Jersey geborene Frank Sintara war eine schillernde Figur. Er war Crooner und Entertainer, Schauspieler und Kämpfer. In seinem Leben ging es auf und ab. Sinatra heimste Preise ein und stürzte ab. 1952 stand er sogar ohne Plattenvertrag da. Doch er kam zurück, hatte zahlreiche Affären und wurde auch mit der Mafia in Verbindung gebracht. Das Alles spiegelt sich in seinen Songs, seiner Musik und in seiner Stimme wieder. Der Mann hat gelebt, war eine Persönlichkeit. Die Messlatte liegt hoch, für alle, die sich an ihm messen wollen. Auch für Roger Cicero.
Das Duett mit Yvonne Catterfeld
Die DVD „Cicero sings Sinatra“ ist toll gemacht. Die Band spielt großartig auf und setzt Cicero perfekt ins rechte Licht. Cicero sagt, Songs wie „New York New York“ und „My Way“ sind inzwischen ganz wichtige Songs für ihn geworden. Das nimmt man ihm ab. Mit Verve und Hingabe steht der Sintra-Interpret am Mikrofon. Das hat durchaus Klasse und doch erreicht Cicero das Original nur selten. Ein echtes Highlight „Somethin´ stupid“ im Duett mit Yvonne Catterfeld. Wobei Catterfeld die Leidenschaft in diesem Song bringt und dabei so leicht und echt klingt. Toll. Auch Gaststar Sasha schlägt sich als Crooner überraschend gut. Xavier Naidoo hingegen wirkt bei „New York New York“, als fühle er sich nicht richtig wohl.
Das Original bleibt unerreicht
Vor Jahren hat sich Harald Juhnke an Frank Sinatra probiert. Vielleicht liegt es an Juhnkes tragischer Persönlichkeit mit all den Abstürzen. Aber seine Interpretation von Sinatra war authentisch und hatte Seele. Das vermisse ich bei Cicero ein wenig. Der Nachwuchscrooner bleibt an mancher Stelle einfach zu flach und glatt. Vielleicht ändert sich das im Laufe der Tour. Gleich das erste Konzert mitzuschneiden war am Ende vielleicht doch nicht die allerbeste Idee.
Roger Cicero war am 14.03.2016 Gast bei Antenne Brandenburg. Hier ist auch das Videointerview entstanden.